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Stillen und Arbeiten: Tipps für einen erfolgreichen Wiedereinstig in die Berufstätigkeit

Stillen und Arbeiten: Tipps für einen erfolgreichen Wiedereinstig in die Berufstätigkeit

Viele berufstätige, stillende Mütter fragen sich nach Mutterschutz oder Elternzeit, wie sie Stillen und Arbeiten unter einen Hut bekommen können. Die gute Nachricht: Mit etwas Planung und Unterstützung ist es absolut machbar, dein Baby weiterhin zu stillen, während du in den Berufsalltag zurückkehrst. Mit unseren Tipps und Informationen zum Thema Stillen und Arbeiten möchten wir dich unterstützen und ermutigen. Schau, was sich davon für dich und dein Baby richtig anfühlt und vertraue trotz der zahlreichen Vorteile des Stillens auf deine Intuition.

Euren Alltag organisieren: Stillzeiten im Arbeitsalltag integrieren

Der Übergang von Mutterschutz oder Elternzeit zurück in den Job erfordert etwas Organisation. Wichtig ist, dass du Stillzeiten bzw. Abpumpzeiten fest in deinen Arbeitsalltag einplanst. Mit einem abgestimmten Zeitplan kannst du Beruf und Stillzeit strukturieren, selbst wenn du mit Fahrzeiten z. B. zehn Stunden am Tag außer Haus bist, bleiben immer noch rund 14 Stunden täglich, die du mit deinem Baby verbringst und es nach Bedarf stillen kannst. Hier ein Beispiel-Tagesablauf einer voll stillenden Mutter in Vollzeit:

  • Morgens (vor der Arbeit): Gegen 7 Uhr kannst du dein Baby zuhause stillen. So startet dein Kind satt und geborgen in den Tag.
  • Vormittags (erste Stillpause): Etwa um 10 Uhr ist es Zeit eine Pause im Betrieb, Unternehmen oder dem Homeoffice einzulegen, um Milch abzupumpen. Suche dir dafür einen ruhigen, ungestörten Ort. 
  • Mittagspause: Nutze die Mittagspause, um entweder erneut abzupumpen oder – falls dein Baby in der Nähe betreut wird – es direkt zu stillen.
  • Nachmittags (zweite Stillpause): Gegen 15 Uhr kannst du noch einmal 15–30 Minuten zum Abpumpen einplanen. Diese zweite Session hält die Milchproduktion aufrecht und beugt Spannungsgefühlen vor.
  • Feierabend: Nach der Arbeit kannst du dein Baby direkt anlegen. Oft möchten Babys jetzt besonders viel Nähe und trinken ausgiebig.

Jeder Tagesablauf ist anders! Passe die Zeiten an deinen Rhythmus und den Trinkbedarf deines Kindes an. Wichtig ist, konsequent Pausen fürs Stillen oder Abpumpen einzuplanen. Sprich auch frühzeitig mit deinem Arbeitgeber über deine Stillzeiten. Meist lassen sich Meetings oder Arbeitsaufgaben so legen, dass deine Stillpausen berücksichtigt werden, und dein Chef weiß, wann du kurz abwesend bist.

Abpumpen und Muttermilch aufbewahren: Techniken, Transport, Hygiene

Wenn direktes Stillen am Arbeitsplatz nicht möglich ist, kannst du durch Abpumpen dafür sorgen, dass dein Baby trotzdem Muttermilch bekommt. Eine zuverlässige Milchpumpe wird zur wertvollen Begleiterin. Praktisches Stillzubehör findest du hier.

Für regelmäßiges Abpumpen (z. B. täglich am Arbeitsplatz) eignen sich elektrische Doppelpumpen, da sie in kurzer Zeit eine größere Milchmenge gewinnen. Häufig genügen 10–15 Minuten pro Session. Solche Pumpen steigern durch gleichzeitiges Pumpen beider Seiten die Effizienz und sparen Zeit. Zusätzlich gibt es praktische Helfer, wie spezielle Pump-BHs, mit denen du freihändig abpumpen kannst und natürlich Stilleinlagen, damit während der Arbeit nichts ausläuft. Eine Handmilchpumpe kann als Backup dienen, falls kein Strom zur Verfügung steht.

Lagerung der Muttermilch: Frisch abgepumpte Milch solltest du möglichst umgehend kühlen. Im Kühlschrank (4–6 °C) hält sie sich etwa vier Tage. Verwende am Arbeitsplatz am besten einen vorhandenen Kühlschrank mit eigenem Fach oder eine eigene Kühltasche. In einer isolierten Kühltasche mit Kühlakkus bleibt Muttermilch bis zu 24 Stunden kalt. Ohne Kühlung ist sie bei Raumtemperatur nur wenige Stunden haltbar (je wärmer, desto kürzer). Für den Heimtransport der Milch haben sich Kühltaschen bewährt, um die Kühlkette nicht zu unterbrechen. Falls dein Baby die abgepumpte Milch nicht innerhalb von vier Tagen trinkt, kannst du sie einfrieren: Im Tiefkühlfach ist Muttermilch etwa 6 Monate lang lagerfähig. Friere am besten portionsweise in speziellen Muttermilch-Beuteln ein und beschrifte das Datum. So kannst du immer die älteste Portion zuerst verwenden.

Bei der Hygiene rund ums Abpumpen gilt: Reinige alle benutzten Teile (Fläschchen, Pumpaufsätze, Ventile etc.) nach jeder Nutzung gründlich mit heißem Wasser und Spülmittel. Trockne sie sauber ab oder nutze Sterilisationsbeutel. Viele Mütter schaffen sich auch ein zweites Set Pumpzubehör an, um am Arbeitsplatz mehrmals abpumpen zu können, ohne alles sofort abwaschen zu müssen. Abends kannst du alle Utensilien auch einmal sterilisieren (auskochen oder im Dampfsterilisator), um auf Nummer sicher zu gehen. Schnell und sicher geht das mit Mikrowellen-Sterilisationsbeuteln. Mit guter Hygiene stellst du sicher, dass die wertvolle Muttermilch nicht verunreinigt wird.

Bild © Zerbor – stock.adobe.com

Rechte stillender Mütter: Das Mutterschutzgesetz im Überblick

In Deutschland sind deine Rechte als stillende Frau im Mutterschutzgesetz klar geregelt. § 7 MuSchG garantiert dir Stillpausen während der Arbeitszeit: Bis zum ersten Geburtstag deines Kindes muss dein Arbeitgeber dich auf Verlangen täglich zum Stillen freistellen – und zwar mindestens zweimal 30 Minuten oder einmal 60 Minuten. Diese Stillzeit gilt als bezahlte Arbeitszeit und darf nicht auf deine normalen Pausen angerechnet werden. Du musst die Stillpausen weder vor- noch nacharbeiten, und dein Lohn darf deswegen nicht gekürzt werden.

Arbeitest du länger als acht Stunden am Tag, steht dir ein erweiterter Anspruch zu: Bei über 8 Stunden ohne eine längere Pause müssen zweimal täglich 45 Minuten Stillzeit gewährt werden. Alternativ kannst du – wenn es am Arbeitsplatz keine Möglichkeit gibt, dein Baby in der Nähe zu stillen – eine zusammenhängende Pause von 90 Minuten einfordern. Auch diese längeren Pausen sind natürlich bezahlt.

Beachte, dass das Recht auf Stillpausen zeitlich begrenzt ist: Es gilt nur während der ersten zwölf Monate nach der Geburt. Danach besteht kein gesetzlicher Anspruch mehr darauf. Wenn du also über das erste Lebensjahr hinaus weiterstillen möchtest, bist du auf kulante Absprachen mit dem Arbeitgeber angewiesen.

Neben den Pausenregelungen gibt es weitere Schutzvorschriften. Wie schon in der Schwangerschaft darfst du nicht mehr als 8,5 Stunden pro Tag arbeiten. Nachtarbeit zwischen 20 Uhr und 6 Uhr sowie Arbeit an Sonn- und Feiertagen sind für stillende Mütter verboten – es sei denn, du willst freiwillig einwilligen und es liegt eine behördliche Genehmigung vor. Überstunden (gesetzlich definiert als Mehrarbeit über die vertraglich vereinbarte Wochenarbeitszeit) brauchst du ebenfalls nicht zu leisten.

Auch vor gesundheitlichen Gefahren am Arbeitsplatz bist du geschützt: Dein Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass du keine gefährdenden Tätigkeiten ausübst. So darfst du nicht mit bestimmten Chemikalien, Strahlen oder unter unzumutbaren körperlichen Arbeitsbedingungen (z. B. schweres Heben oder Akkordarbeit) eingesetzt werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Kündigungsschutz. Vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende des vierten Monats nach der Geburt darf dir nicht gekündigt werden. Solltest du also sehr früh wieder einsteigen, bist du in dieser Zeit besonders abgesichert.

Natürlich gelten all diese Regelungen auch für Mütter in Teilzeit, in einer Ausbildung oder im Studium. Auch am Ausbildungsplatz oder wenn du kürzer arbeitest, hast du Anspruch auf Stillpausen. Lege diese bei einer Teilzeit-Anstellung nur möglichst so, dass der Betriebsablauf so wenig wie möglich gestört wird. Wenn du deine Pläne offen kommunizierst, finden sich fast immer Lösungen.

Rückkehr in den Beruf: Teilzeit, Vollzeit oder Homeoffice?

Jede Familie muss ihren eigenen Weg finden, wie der Wiedereinstieg der Mutter in den Beruf am besten gelingt. Überlege frühzeitig, welches Arbeitszeitmodell für dich und dein Baby passt. Viele Mütter wählen zunächst Teilzeit, um mehr Zeit für ihr Kind und das Stillen zu haben. Mit z. B. 20–30 Stunden pro Woche bist du weniger lang von deinem Kind getrennt und kannst morgens, abends und ggf. zwischendurch ohne große Hektik stillen. Eine schrittweise Erhöhung der Stunden ist später immer noch möglich.

Wenn dein Job es zulässt, kann auch Home-Office eine ideale Zwischenlösung sein. Von zu Hause aus zu arbeiten ermöglicht es dir, in den Pausen dein Baby direkt zu stillen. Voraussetzung ist natürlich, dass eine Betreuungsperson verfügbar ist, die das Kind während deiner Arbeitsphasen versorgt. Im Homeoffice muss klar abgesprochen sein, wann du erreichbar bist und wann du dich dem Baby widmest.

Eine Vollzeit-Rückkehr ist ebenfalls machbar, erfordert aber gutes Zeitmanagement. Hier sind eine verlässliche Kinderbetreuung und das konsequente Einhalten deiner Stillpausen entscheidend. Teile deiner Kita, Tagesmutter oder Oma genau mit, wie sie mit der abgepumpten Muttermilch umgehen soll. Am besten übst du das Füttern mit Fläschchen oder Becher einige Wochen vor deinem Arbeitsbeginn. Idealerweise füttert dabei jemand anderes dein Baby, damit es sich an die Alternative zur Brust gewöhnt. So kannst du sicher sein, dass dein Kind auch in deiner Abwesenheit gut versorgt ist.

Wichtig ist in jedem Fall die offene Kommunikation mit deinem Arbeitgeber. Sprich ab, welche Arbeitszeiten für dich machbar sind, und ob ggf. vorübergehend eine Reduzierung oder flexible Arbeitszeitmodelle, wie z. B. Gleitzeit möglich sind. Auch die Wahl der Betreuung will gut durchdacht sein. Eine vertrauensvolle Betreuungsperson in Nähe deines Arbeitsplatzes kann z. B. ermöglichen, dass du in der Mittagspause kurz zum Stillen vorbeischauen kannst. Letztlich gibt es kein Patentrezept: Ob Teilzeit, Vollzeit oder Homeoffice – wähle das Modell, mit dem du und deine Familie sich am wohlsten fühlt.

Lösungen für typische Hürden im Arbeitsalltag

Eine offene Kommunikation ist der Schlüssel, um Hürden beim Stillen im Job zu meistern. Falls Kollegen oder Kolleginnen mit Unverständnis reagieren und deine zusätzlichen Pausen kritisch sehen, erkläre ihnen ruhig deine Situation. Mache deutlich, wie wichtig dir das Weiterstillen ist, und betone gerne die gesetzlichen Regelungen dazu. Ein weiteres Argument könnte sein, dass gestillte Kinder oftmals seltener krank sind und sich schneller erholen, wovon letztlich auch der Arbeitgeber sowie Kolleg:innen profitieren. Erinnere deinen Vorgesetzten in jedem Fall daran, dass du bis zum 1. Lebensjahr deines Kindes ein gesetzlich verankertes Recht auf zusätzliche Ruhepausen zum Stillen hast. Die meisten Chefs zeigen Verständnis, wenn man frühzeitig gemeinsam plant, wie Stillzeiten in den Arbeitsablauf integriert werden können.

Ein praktisches Problem ist häufig das Fehlen eines geeigneten Raums zum Abpumpen. Sprich deinen Arbeitgeber darauf an – manchmal lässt sich ein ungenutzter Büroraum, ein kleiner Besprechungsraum, ein Ruhe- oder Erste-Hilfe-Raum als temporärer Stillraum einrichten. Zur Not tut es auch dein eigenes Büro (mit abgeschlossener Tür) oder sogar dein Auto auf dem Parkplatz, falls du dort ungestört bist. Wichtig ist, dass du dich beim Abpumpen sicher und unbeobachtet fühlst. Auf der Toilette solltest du nicht abpumpen müssen. Das ist weder angenehm noch hygienisch. Falls dein Arbeitgeber unsicher ist, wie er helfen kann, scheue dich nicht, Vorschläge zu machen, z. B. in Bezug auf die Kühlschranknutzung für deine abgepumpte Muttermilch, flexiblere Pausenzeiten oder ein Sichtschutz für einen vorhandenen Raum. Hab auch kein schlechtes Gewissen: Du erfüllst deine Arbeitspflichten, und gleichzeitig sorgst du für dein Kind.

Dos and Don’ts während der Stillzeit im Job

Dos:

  • Frühzeitig planen: Übe einige Wochen vor Arbeitsbeginn das Abpumpen und lege einen kleinen Milchvorrat an. Bestelle dir zum Stillen passendes Zubehör, z. B. diese ultra-weichen Stilleinlagen. So startest du mit Routine und Reserve in den Arbeitsalltag.
  • Arbeitgeber informieren: Sprich offen über deine Stillpläne. Kläre, wann und wo du deine Stillpausen einlegen kannst, und suche gemeinsam mit dem Betrieb nach Lösungen.
  • Stillfreundliche Kleidung: Trage einen guten Still-BH und Kleidung mit Stillfunktion. So kannst du diskret und schnell anlegen oder abpumpen, ohne dich komplett umziehen zu müssen.
  • Achte gut auf dich: Trinke während der Arbeitszeit genügend und gönne dir kleine Snacks, um deine Energie zu halten. Nutze deine Pausen bewusst zur Erholung – lehne dich zurück, atme durch und tue dir etwas Gutes. Bereite dir am besten schon am Tag zuvor dein eigenes Pausen-Menü zu. Denn nur wenn du gut versorgt bist, kannst du auch dein Kind mit ausreichend Muttermilch versorgen. 

Don’ts:

  • Pausen ausfallen lassen: Überspringe deine Still- bzw. Pumpzeiten nicht aus falschem Pflichtgefühl. Wenn du zu lange nicht abpumpst, drohen Spannungsschmerzen oder ein Milchstau, und die Milchproduktion kann zurückgehen. Deine Gesundheit geht vor!
  • Sich verstecken: Schäme dich nicht fürs Stillen. Versuche nicht, es heimlich zu machen oder dich ständig dafür zu entschuldigen. Stillen ist dein Recht und noch dazu etwas sehr Natürliches – stehe selbstbewusst dazu.
  • Stress ignorieren: Übergehe nicht deine eigenen Grenzen. Wenn die Doppelbelastung zu viel wird, ziehe rechtzeitig die Notbremse. Sprich mit deinem Partner, deinem Chef oder deiner Hebamme über mögliche Entlastungen (Aufgabenteilung, Arbeitsreduktion etc.).
  • Perfektion erwarten: Setze dich nicht unter Druck, immer alles ideal zu meistern. Wenn an einem Tag weniger Milch zusammenkommt oder dein Baby eine Flaschenmahlzeit bekommt, ist das kein Weltuntergang. Bleibe flexibel und nachsichtig mit dir selbst. Jeder Tropfen Muttermilch ist wertvoll, aber es muss und kann nicht alles zu 100 % perfekt laufen.

Fazit – Stillen & Berufstätigkeit

Stillen und Arbeiten schließen sich nicht aus – mit dem richtigen Know-how lassen sie sich gut vereinbaren. Nutze deine Rechte auf Stillpausen, plane deinen Alltag mit Augenmaß und kommuniziere offen mit deinem Arbeitgeber und deinem Umfeld. So schaffst du die Grundlage, um dein Baby weiterhin mit wertvoller Muttermilch zu versorgen und gleichzeitig im Beruf präsent zu sein. Lass dich von Herausforderungen nicht entmutigen: Viele Frauen haben diese Phase erfolgreich gemeistert. Hole dir bei Bedarf Unterstützung (von Familie, Kollegen oder Beratungsstellen) und denke daran, stolz auf das zu sein, was du jeden Tag leistest – für dein Kind und für dich selbst.